Das Gymnasium > Archiv > Schuljahr 2019/2020 > Rodewischer Lehrer greift in Südamerika nach den Sternen

Gemeinsam mit drei weiteren Astronomielehrern aus Thüringen, die dieses Jahr ebenfalls für die Teilnahme an der vom Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) in Heidelberg organisierten internationalen Lehrerfortbildung ausgewählt wurden, reiste der Rodewischer Pesta-Lehrer für Biologie, Geographie, Astronomie sowie das naturwissenschaftliche Profil, Guntmar Fleischer, Mitte Januar für 10 Tage in den Norden Chiles. Das MPIA engagiert sich dort seit einigen Jahren in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Akademischen Auslandsdienst (DAAD) für den Aufbau eines Netzwerks für Astronomielehrer, das den Unterricht für dieses Fach sowohl national als auch international koordiniert. Warum Chile? Astronomie genießt dort landesweit einen hohen Stellenwert – nicht zuletzt wegen der im Nordteil des Landes meist idealen Beobachtungsbedingungen. Genau dorthin, an den Rand und später mitten hinein in die Atacama, eine der trockensten Wüsten der Erde, führte die Reise auch. An der Universidad Católica del Norte in Antofagasta, der zweitgrößten Stadt des Landes, fanden die ersten Begegnungen und Fortbildungseinheiten statt. Dazu gehörte auch ein Besuch eines astronomischen Sommerschulcamps in der Stadt (in Chile sind gerade Sommerferien), bei dem schon früh Faszination für diese Fachdisziplin an Grundschüler vermittelt wird. Dies hat Tradition im Land – ebenso wie der Stellenwert von Astronomie in Rodewisch allgemein und am Pestalozzi-Gymnasium im Besonderen. Erste Hauptattraktion für die deutschen Teilnehmer war jedoch der Besuch des VLT, des Very Large Telescope, auf dem etwa 2 Stunden südlich Antofagastas gelegenen Cerro Paranal. Das VLT ist ein aus 4 Einzelanlagen bestehendes Großteleskop der Europäischen Südsternwarte ESO auf gut 2.600m Höhe mitten in der Atacama. Die Beobachtungsbedingungen sind hier aufgrund der trockenen Luft sowie der relativen Windstille an über 300 Tagen im Jahr nahezu ideal. Der Besuch umfasste neben der ausführlichen Vorführung der Anlagen sowie des Kontrollzentrums und eines sehr persönlichen Vortrags von ESO-Direktor Thomas Klein auch die Erlaubnis abends selbst auf dem Anlagengelände Beobachtungen vornehmen zu können und den einmaligen Blick in den südlichen Sternhimmel an einem der dunkelsten Orte der Erde bei herzlichem interkulturellem Austausch genießen zu können – ein einmaliges Privileg.


Der zweite Teil der Fortbildungsreise führte schließlich mitten hinein in die Wüste bis nach San Pedro de Atacama, wo neben weiteren Austauschen und Lehreinheiten in terrestrischer Planetologie an anderthalb mehr oder weniger freien Tagen zunächst vor allem eines auf der Agenda stand: Höhenakklimatisation. Denn eines war klar, geheimer Höhepunkt der gesamten Reise war der Besuch des ALMA, des Atacama Large Millimeter/Submillimeter Array, der aus 66 Einzelantennen bestehenden bisher größten bodengebundenen astronomischen Beobachtungsanlage der Erde in gut 5.000m Höhe. Knackpunkt des Besuchs ist ein vorher auf etwa 3.000m Höhe zu absolvierender Gesundheitscheck, den Guntmar Fleischer als einziger deutscher Teilnehmer bestand und somit in den extrem seltenen Genuss kam, diese Anlage inmitten umliegender, frisch verschneiter Vulkane samt Führung hautnah inspizieren zu können. Zudem gab es die Gelegenheit zum regen Austausch mit dort tätigen Wissenschaftlern aus aller Welt. Die im letzten Jahr um die Welt gegangene erste Aufnahme eines Schwarzen Lochs beispielsweise stammt von dort.


Neben mehreren nächtlichen Beobachtungszeiten und vielerlei interessantem Austausch mit internationalen Kollegen wurde die Studienreise für den Rodewischer Lehrer zudem durch die sich auf dem ein oder anderen Weg nebenbei ergebende Möglichkeit abgerundet, natürliche Kakteenstandorte in den Bergen der Anden zu besuchen und zu erkunden. Hierbei konnte der südamerikaerfahrene Kakteenfreund viel Faszination an andere Teilnehmer weitergeben. Die mitgereisten Kollegen dankten ihm die dabei vermittelten Kenntnisse und Einblicke in oft nur schwer zugängliche Habitate und teils gigantische Pflanzen reichlich. The 'Cactus-Man' wird auch den chilenischen Kollegen sicher einige Zeit in Erinnerung bleiben.  

Bildrechte oben: G. Fleischer, unten: M. Müller